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Dürfen Tierfreunde Tiere essen?

In einem Gedicht heißt es: „Du sagst, ich liebe die Tiere, aber du isst sie... nun habe ich Angst, du sagst zu mir: Ich liebe dich!“ Viele Tierfreunde essen zwar Schnitzel, Aufschnitt und Würstchen, verbinden damit aber keine Tiere. Es sind für sie nie wirkliche Tiere gewesen, die schützenswert und liebenswert sind, die ein Recht auf ihr Leben hatten. Es wurde ihnen grausam genommen.

Die meisten Menschen wollen nicht wissen, woher ihr Fleisch kommt und was die Tiere dafür durchmachen mussten. Es gibt in unserer Gesellschaft eine starre Unterscheidung zwischen Knuddeltieren wie Hunde oder Katzen, denen es super gut gehen soll und den sog. Nutztieren, denen man alles erdenklich Schreckliche antun darf, wenn es denn nur dem (angeblichen) Nutzen des Menschen dient.

Ein Freund ißt seine Freunde doch nicht, oder?

Woran liegt es, dass viele Tierfreunde keine Bedenken haben, Fleisch zu essen? Schon die Eltern machen ihren Kindern ja klar, dass man ein Kaninchen aus der Zoohandlung hegen und pflegen und ganz doll liebhaben muss (Knuddeltier) - ein Kaninchen aber, das auf dem Bauernhof aufwächst, darf brutal geschlachtet werden (Nutztier). Das versteht eigentlich kein einziges Kind auf Anhieb. Das muss von den Eltern erst erlernt werden und die haben es wiederum auch von ihren Eltern so gelernt. Aber nicht nur Kinder, auch Erwachsene werden wenn nötig auf Kurs gebracht: Kürzlich wurde im Fernsehen eine Reportage über einen Hummerkochkurs gezeigt. Die Tiere wurden dort bei vollem Bewußtsein ins heiße Wasser geworfen und zu Tode gekocht. Erst hatten die Teilnehmerinnen Skrupel, es selbst zu tun, da sie sahen, wie verzweifelt die Tiere im Wasser um ihr Leben strampelten und der Hitze zu entfliehen versuchten. Dann sagte der Chefkoch aber, dass das absolut schmerzfrei für die Tiere sei (was augenscheinlich überhaupt nicht der Fall war!). Sofort waren alle Hemmungen verflogen und die Hummer wanderten einer nach dem anderen - ohne jede Betäubung - in den Topf.

Häufig genug werden „Nutztiere“ auch so dermaßen veralbert, dass die Menschen ihnen jede Würde abzuerkennen bereit sind. So etwa durch die bizarren Bilder von Hühnchen mit Spießen in der Hand, die sich am liebsten selber grillen würden oder Schweinchen mit Kochlöffeln und Kochmütze, die sich schon wie verrückt auf den Schlachter freuen. Noch widerlicher: Bei einer Verlosung (ebenfalls in einer Fernsehreportage gezeigt) wurde eine halbe Sau als das „Boxenluder Tutti“ bezeichnet und der Gewinner bekäme „80 Kilo nackend Tutti Frutti“!

Eine Schlachtung ist immer entwürdigend!

Einige Tierfreunde müssen sich Ausreden zurechtlegen, um weiter Fleisch zu essen. Eine schöne Ausrede ist die Biohaltung. Mit der Phantasie einer heilen Welt im Kopf kaufen die Kunden, die eigentlich schon ein schlechtes Gewissen entwickelt haben, dann wieder mit gutem Gewissen ihr Fleisch. Richtig ist: Die Tiere in der Biohaltung werden zwar weitgehend artgerecht gehalten aber auch sie sterben an einem schmerzhaften Schnitt durch ihre Kehle. Auch ihnen nimmt man für einen Gaumenkitzel das Leben und gönnt ihnen gerade mal ein Dreivierteljahr auf dieser Welt. Allein der Vorgang des Schlachtens ist so entwürdigend, dass kein Fleischkunde, ob Bio oder nicht, es sich ansehen will.

Noch skurriler finde ich die Begründung eines Schamanen, weiterhin Fleisch zu essen, obwohl er angeblich alle Lebewesen gleichermaßen verehrt: „Ich bedanke mich dann vor jeder Malzeit bei dem Tier...“. Da freuen sich die Tiere aber!

Auch ich habe mir Anfangs viel vorgemacht. Nachdem ich wie aus einem Nebel heraus plötzlich erkannte, dass ein Schwein oder eine Kuh, ein Huhn oder ein Fisch genau so viel Wert ist und genau so leiden kann wie beispielsweise ein Hund oder ein anderes Haustier, hat es trotzdem noch einige Zeit gedauert, bis ich Vegetarier wurde. Ich wusste einfach nicht, wie das gehen sollte: Was konnte ich überhaupt noch essen, was sollte ich Weihnachten oder auf Reisen essen, wie sollte ich es meinen Freunden erklären u.s.w.. Vegetarier werden, war für mich mindestens so schwer, wie das Rauchen aufzugeben.

Damals (1984) waren die gesundheitlichen Vorteile der vegetarischen Ernährung noch nicht so bekannt und deshalb wunderte ich mich, dass schon wenige Wochen nach der Ernährungsumstellung plötzlich Beschwerden wie weggeblasen waren, die ich schon als vollkommen normal akzeptiert hatte. So etwas hatte ich nie erwartet: Endlich konnte ich allen Tieren völlig befreit entgegentreten und wurde sogar noch mit einer immer besser werdenden Gesundheit und Widerstandskraft belohnt. Ich wurde nicht schwächlicher, sondern stärker!

Obwohl es zahlreiche Untersuchungen von renommierten Instituten gibt, welche die gesundheitlichen Vorteile der lakto-vegetarischen Ernährung belegen, wird der Vegetarismus selbst in Zeiten von BSE, Schweinepest, Salmonellen, Hormonen, Antibiotika und Massentierhaltung weitgehend ignoriert. Dabei hilft man durch eine Ernährungsumstellung nicht nur den Tieren, sondern auch sich selbst.

Von der Gastronomie würde ich mir wünschen, dass sie echte vegetarische Gerichte anbietet, phantasievolle Gerichte mit Falafel, knusprigen Bratlingen und so weiter. Auch Nichtvegetarier würden gern auch mal auf Fleisch verzichten, wenn man sie nur ließe.


Ausgabe 10/2003

 

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Die Resonanz in der Alstertal Magazin Ausgabe 11/2003:

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