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Umstieg auf vegetarische Ernährung
(Auszug aus dem Vegetarier Handbuch)

Als frischgebackene/r Vegetarier/in oder umsteigewillige/r Fleischesser/in hat man es mit zwei Gegnern zu tun, gegen die anzugehen ist. In erster Linie mit einem inneren Gegner, nämlich seinen eigenen, alten Fleischesser-Gewohnheiten. Andererseits sind Vegetarier aber auch mit einer Gesellschaft konfrontiert, die unbeirrt am Fleischkonsum festhält und allen Skandalen, rund ums Fleisch, trotzt.

Was die Gewohnheiten betrifft, können wir hier durchaus Parallelen zu (ehemaligen) Rauchern oder (trockenen) Alkoholikern ziehen, für die Zigaretten oder Alkohol ein nur schwer verzichtbarer Bestandteil des Lebens war. Der Sieg über diese Gewohnheiten ist die Hauptaufgabe, die zu bewältigen ist. In Wahrheit können wir bei der Umstellung auf vegetarische Kost aber viele liebgewonnene Gewohnheiten behalten, wie wir später sehen werden.

Der zweite Gegner könnte für uns das gesellschaftliche Umfeld sein, das noch in sehr hohem Maße vom Fleischkonsum geprägt ist. Restaurants, Supermärkte und Imbissbuden bieten fast ausschließlich Fleischwaren an. Vielleicht haben wir auch fleischessende Freunde, Partner oder Verwandte, die uns von unserem Vorhaben abhalten möchten. Wir müssen also auch lernen, uns in einer Fleischessergesellschaft zurechtzufinden und durchzusetzen.

Ängste und Fragen die bei einem Umstieg auf vegetarische Ernährung auftreten können, sind etwa folgende:

  • Was ess' ich denn ab jetzt bloß?

  • Wie reagieren fleischessende Freunde auf meine Ernährungsumstellung? Werden sie es akzeptieren oder verliere ich sie?

  • Was mach' ich ab jetzt bei Feiern, wie Weihnachten, Grillabenden oder Geburtstagen, wo Fleisch gegessen wird?

  • Lohnt es sich noch, zu Jahrmärkten oder Volksfesten zu gehen, wo es da doch bloß Buden mit Wurst und Fischbrötchen gibt?

  • Wie verhalte ich mich im Urlaub, in einem Land, dessen Sprache ich noch nicht mal richtig kenne? Kann ich überhaupt noch verreisen?

  • Was ist, wenn ich mal krank werde und ins Krankenhaus muss - kann ich da vegetarische Kost bekommen?

An diesen Fragen ist zu erkennen, welch dominanten Einfluss die Ernährung auf unser alltägliches Leben hat und wie berechtigt es ist, die Umstellung systematisch vorzunehmen.

Weg vom Fleisch - der 7-Punkte-Plan

Jeder Mensch hat seine eigene Strategie, um sich von einer Gewohnheit oder Sucht zu lösen. Einige lassen Stück für Stück davon los und vermindern allmählich die Häufigkeit eines Gewohnheitsverhaltens, bis sie sich davon vollkommen trennen können. Andere sagen einfach: jetzt ist Schluss, ab sofort mache ich es anders - und hören auf. Im letzten Fall dürfte einigen Noch-Fleischessern bange werden, da sie sich hiermit überfordert fühlen.

Wenn Sie bereits Ihre persönliche Strategie gefunden haben, um so besser. Vielleicht wissen Sie noch, wie Sie vom Rauchen losgekommen sind und übernehmen diesen Weg der Suchtbefreiung, um nun Vegetarier/in zu werden. Ich möchte Ihnen trotzdem einen Weg anbieten, den ich für effektiv und gangbar halte - auch in Abwandlungen, versteht sich.

So wird Ihr Umstieg auf vegetarische Ernährung ein Erfolg:

Erster Schritt:

Beginnen Sie eventuell schon vor der eigentlichen Umstellung auf vegetarische Kost damit, häufiger frisch zubereitete Mahlzeiten zu essen. Lassen Sie Dosenessen mehr und mehr weg, essen Sie öfter vollwertiges Brot, Gemüse, Salate, Milchprodukte. Vermeiden Sie möglichst stark verkochte Mahlzeiten.

Zweiter Schritt:

Nehmen Sie sich etwas Zeit, um sich auf die neue Situation einzustellen. Planen Sie z. B. Ihren Umstieg für den ersten Montag im neuen Monat, für Sylvester oder Ihren Geburtstag. Lassen Sie mindestens eine Woche Zwischenraum bis zum entsprechenden Zeitpunkt, damit Sie ggf. noch sinnvolle Einkäufe tätigen (z. B. Sojafleisch, frisches Gemüse), oder ein Buch (z. B. „Die Tierbrüder“ von Edgar Kupfer-Koberwitz) zur inneren Vorbereitung lesen können.

In der Regel ist es nicht nötig, sich vorher noch einmal mit Fleisch vollzustopfen. Behalten Sie einen Rest Fleisch im Kühlschrank, damit Sie nicht das Gefühl haben, verloren zu sein, falls Sie einen plötzlichen Schmachter auf Fleisch bekommen sollten (Punkt Æ beachten). Freuen Sie sich auf den Termin der Umstellung, denn er wird Ihr Leben positiv verändern!

Dritter Schritt:

Wenn Sie beginnen, vegetarisch zu leben, nehmen Sie sich zwar vor, für immer mit dem Fleischessen aufzuhören, denken Sie aber nicht weiter, als bis zum Abend des selben Tages. Wenn Sie den ganzen Tag über kein Fleisch gegessen haben, war der Tag ein voller Erfolg! Am nächsten Morgen fassen Sie wieder einen festen Entschluss für den neuen Tag. Ein solcher "Tagesentschluss" sollte aber absolut bindend sein.

Vierter Schritt:

Machen Sie sich immer wieder klar, warum Sie Fleisch nicht mehr essen wollen. Lassen Sie sich aber in der ersten Zeit taktische Hintertürchen, damit Sie nicht doch noch vor den mächtigen Gewohnheiten resignieren. Loben Sie sich für Erfolge, denn immerhin sind Sie gerade dabei, einen sehr großen Schritt nach vorn zu machen! Bei eventuellen Rückfällen einfach immer wieder neu anfangen. Beginnen Sie bei À oder am besten gleich wieder bei Á. Es ist keine Schande, auch einmal schwach zu werden!

Fünfter Schritt:

Besorgen Sie sich für die erste Zeit genügend Fleischersatz- und Fischersatzprodukte. Diese Waren erinnern an Fleisch, bzw. Fisch, lassen sich in die gleichen Rezepte einarbeiten, wie Fleisch/Fisch und sind im Gegensatz zu Fleisch und Fisch sogar noch gesund.

Schauen Sie sich auch die vegetarische Sortimentsübersicht in Kapitel Das vegetarische Sortiment im Überblick in Ruhe an. Vielleicht haben Sie etwas davon schon lange nicht mehr gegessen und bekommen gerade jetzt einen Jeeper darauf.

Sechster Schritt:

Besorgen Sie sich einige Bücher mit vegetarischen Rezepten oder probieren Sie selbst eigene Kreationen nach dem "Baukastenprinzip" (s. w. hinten) aus. Laden Sie Freunde zu sich ein und zeigen Sie Ihnen, wie gut es sich vegetarisch lebt.

Mit einem gelungenen, vegetarischen Abendessen ersparen Sie sich in vielen Fällen mitleidige Bemerkungen von Unwissenden. Niemand, der bisher beispielsweise mein  Gemüseblech bei mir gegessen hat, äußerte sich je wieder schlecht über vegetarisches Essen!

Siebter Schritt:

Ein eventuell auftretender Schmachter auf Fleisch ist meistens auf Salzmangel zurückzuführen. Fleisch - insbesondere Wurst ist oft sehr stark gesalzen. Salzen Sie nun mehr als üblich, um den Salzspiegel im Körper auf dem alten Niveau zu halten. Der Schmachter verschwindet so. Vegetarische Ernährung hat nichts mit salzloser "Schonkost" zu tun.

Wenn der Schmachter kommt und Sie gern deftiges Essen mögen, bereiten Sie sich auch deftige Mahlzeiten zu. Braten oder backen Sie sich eine vegetarische Grillwurst, dazu Pommes mit Ketschup und einen großen Salatteller, Bier oder Wein. - Sie werden sehen, dass sich der Körper eher nach solchen Sachen sehnt, als nach tierischem Fleisch.

Wenn Sie sich salzarm ernähren möchten, verschieben Sie dies lieber auf später!

 

 

Gründe für vegetarische Ernährung